
Krebsbehandlungen im Kindesalter zielen zwar primär auf Krebszellen ab, können aber auch gesunde Zellen schädigen. In dieser Studie wurde deshalb das Risiko von ehemaligen Kinderkrebspatient/-innen untersucht, später an Mundhöhlenkrebs zu erkranken.
Kurzzusammenfassung der PanCareSurFup Studie
Was wollte diese Studie erreichen?
Diese grosse internationale Studie mit Schweizer Beteiligung untersuchte, ob Menschen, die als Kind Krebs hatten, später öfter Mundhöhlenkrebs bekommen. Mundhöhlenkrebs kommt sehr selten vor und kann sich z.B. an der Zunge, am Zahnfleisch, oder am Gaumen entwickeln.
Warum ist das wichtig?
Krebsbehandlungen für Kinder und Jugendliche zerstören Krebszellen. Die Behandlung versucht möglichst nur Krebszellen zu bekämpfen. Trotzdem kann es vorkommen, dass die Behandlung auch gesunde Zellen schädigt. Deshalb, und manchmal auch wegen einer genetischen Veranlagung, haben Kinderkrebsbetroffene ein erhöhtes Risiko, später im Leben an einem weiteren Tumor zu erkranken.
Was hat diese Studie genau gemacht?
Diese grosse internationale Studie hat Daten von fast 70 000 Menschen aus 12 europäischen Ländern ausgewertet, die in Ihrer Kindheit oder Jugend Krebs hatten. Die Schweiz hat anonyme Daten zu dieser wichtigen Studie beigesteuert. Die Forschenden untersuchten, wie viele der Kinderkrebsbetroffenen im Laufe ihres späteren Lebens an Mundhöhlenkrebs erkrankten.
Was fand die Studie heraus und wie ordnen wir das ein?
Das Risiko, an Mundkrebs zu erkranken, war insgesamt gering. Bis zum Alter von 65 Jahren wurde Mundhöhlenkrebs bei weniger als 1% der Teilnehmenden diagnostiziert. Dennoch waren ehemalige Kinderkrebspatient/-innen häufiger betroffen als die Allgemeinbevölkerung, insbesondere im jungen Erwachsenenalter (20-29 Jahre).
Kinderkrebsbetroffene sollten wissen, dass das Risiko für Mundhöhlenkrebs insgesamt gering ist. Dennoch sollte bei länger (über 2 Wochen) dauernden nicht heilenden Wunden, Schwellungen oder nicht abwischbaren Flecken im Mund vorsorglich ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann weitere Untersuchungen durchführen und falls nötig rasch eine Behandlung einleiten. Durch Mässigung beim Alkoholkonsum und Verzicht auf Rauchen kann man das Risiko für Mundhöhlenkrebs reduzieren.
Referenz: Sunguc C, Hawkins MM, Winter DL, et al. Risk of subsequent primary oral cancer in a cohort of 69,460 5-year survivors of childhood and adolescent cancer in Europe: the PanCareSurFup study. British Journal of Cancer. 2023;128(1):80-90. doi:10.1038/s41416-022-02016-w
Hier ist der Link zur ganzen Studie (Englisch).
Kontakt:
Prof. Claudia E. Kuehni (claudia.kuehni@unibe.ch)